Alles nur Gewinner

Treffpunkt Leipzig: Hauptbahnhof Ostseite
Ziel Köln: Chlodwigplatz
(Schwarzer Benz mit Bonner Kennzeichen)

Ich fahre recht zügig, sofern es der Verkehr zulässt, in der Regel knapp 4 Stunden. Bitte nur anfragen, wenn Start und Ziel Leipzig bzw. Köln sind. Anfragen bitte per SMS, ich rufe dann so schnell wie möglich zurück.

Das schreibt S. auf der Webseite der Mitfahrgelegenheit. Auf meine SMS bekomme ich als Antwort:
jup. habe noch einen platz frei für dich. soll ich mich nochmal bei dir melden? falls nicht, schöne ostern und bis montag, liebe grüße S.

Ich kenne S. nicht, aber dass er die Strecke Köln-Leipzig unter 4 Stunden schafft, macht ihn mir sympathisch. Auch der Stil der SMS gefällt mir gut, er beachtet die Gross- und Kleinschreibung nicht (mach ich auch so) und so bin ich nun neugierig, wer sich dahinter verbirgt.
Pünktlich steige ich ins Auto. S. ist ein Anfangvierziger und ein richtiger Schwiegermuttertyp. Sehr! nett anzuschauen, lustig, höflich und total offen und die drei ersten gewechselten Sätze lassen einen Humor vermuten, der meinem sehr ähnlich ist. Ich denk, das wird ´ne gute Fahrt und freu mich. Man duzt sich bei diesen Gelegenheiten und wir fangen sofort an zu quasseln, als würden wir jede Woche zusammen fahren. Was gibt’s Neues, was machst du, was mach ich und warum man immer von da nach da pendelt.
Wir kommen natürlich auf die Mitfahrzentrale zu sprechen, die uns hier kurzzeitig zusammenführt. Was man schon für schöne, aber auch dämliche Erfahrungen gemacht hat. Ich habe bisher immer Glück gehabt, sag ich. Das Prinzip ist genial. S. meint, warum soll ich einen Haufen Schrott allein durch die Gegend bewegen, ausserdem ist man nicht allein und man lernt meistens interessante Menschen kennen. Auf meinen Einwurf, ein schwarzer Benz mit Bonner Kennzeichen wäre doch kein Haufen Schrott, zuckt er mit den Schultern und meint: Ansichtssache.

Es gibt eine Menge solcher Konzepte. Wir sprechen von Germanwings, call a bike, Autosharing und anderen klugen Geschäftsideen. Ich erzähl ihm von ANIMOD. Auch da gibt es keine Verlierer. Es ist ein klassisches Win-Win-Konzept. Die bei ANIMOD unter Vertrag stehenden Hotels lasten in belegungsschwachen Zeiten ihre Häuser besser aus und die Gäste kommen für kleines Geld in den Genuss eines schönes Kurzurlaubes. Als Entgegenkommen für den günstiges Preis richtet sich der Gast mit seinem Reisewunsch nach der Auslastung des Hotels. Der überraschende Nebeneffekt ist, dass es den meisten Kunden gelingt, ihren Wunschtermin innerhalb der meist vereinbarten 3 Jahre Gutscheingültigkeit zu realisieren. Manche Kunden fragen ungläubig, wie das geht, wo da der Haken ist.  Nach einer kurzen, manchmal auch betriebswirtschaftlich angehauchten Erklärung über Deckungsbeiträge verstehen die Kunden das Konzept und werden begeisterte Wiederholungstäter. Jeder gewinnt also und keiner hat das Gefühl übervorteilt zu werden. Ich erzähl ihm von Kunden- und Hotelstories und wie schwer es manchmal ist, an diesem Prinzip festzuhalten.
Das Win-win-Prinzip erfordert das Mitdenken für das Gegenüber, das Sichhineinversetzen in den Anderen, so dass auch jeder einen Platz findet, auf dem er gewinnen kann. Oftmals sind die Menschen dazu nicht bereit oder nicht in der Lage. Am schwierigsten ist es in wirtschaftlichen Notsituationen. Übung, Ausdauer und Erfahrung im Umgang mit Menschen und immer wieder neue Bereitschaft, Abläufe und Prozesse zu ändern führen letztendlich in diese Richtung. Rein egoistische Motivation ist für einen dauerhaften Erfolg fehl am Platz.

S. arbeitet für eine Tochterfirma der Deutsche Post. Ihm musste ich das eigentlich gar nicht erklären. Die haben ein paar Kunden mehr als wir bei ANIMOD.
Ich werfe mal kurz einen Blick auf das Tachometer. 210! nicht schlecht, denk ich. 3 Stunden 40 bekomme ich für meine 25 Euro und werde direkt bis vor die Tür gefahren. Ich glaube, ich war diese Mal bisschen mehr auf der Gewinnerseite. Obwohl, denk ich..er macht auch gern Kurzurlaub..

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