Beijing -Donnerstag

­­Wir schlafen wieder bis Mittag. Wir sind immer nur müde.

Heute wollen wir entspannt shoppen gehen un­­­­d sind mit Kevin und seinem Freund verabredet. Wir treffen uns gegen 14 Uhr an der U-Bahnstation. Wir würden am Bahnhof vorbeikommen, meint K. Den Bahnhof sollten wir uns schon anschauen. Wir steigen also dort kurz aus und werden von den Menschenmassen förmlich erschlagen. Ein W­­­­­useln von sich laut bewegenden Menschen wie in einem Ameisenhaufen. Wir kommen in den Bahnhof nicht rein. Man muss eine Fahrkarte haben, um durch die Barrieren an den vielen Eingängen zu kommen, ähnlich wie bei uns im Fußballstadion.

Kevins Freund ist ein wirklich netter, natürlich kleiner Chinese.

Wir bewegen uns zur Qianmen Dajie, einer großem Einkaufsboulevard, wo so ziemlich alle großen Marken hinter chinesischen Fassaden verkaufen. Bei einem Starbucks bekommen wir unseren Kaffee, der verglichen mit anderen Lebensmitteln hier unglaublich teuer ist. Kevin erzählt, dass der besser verdienende Chinese zu Starbucks geht, weil es hipp ist. Kaffee mögen die meisten gar nicht. Aber es ist eben schick, hier Kaffee zu kaufen. Lin trinkt einen Eistee. Wir interessieren uns nicht so für die Marken und bewegen uns nun seitwärts tiefer in das Viertel. Hier ist alles Markt.

Wir schlendern zu einem Kaufhaus und haben Hunger. Kevin und sein Freund fahren mit uns in die 8.Etage. Hier sieht es ein wenig aus wie Baustelle, aber dann sind wir echt überrascht. In der Mitte unseres Tisches ist ein Kochplatte eingelassen auf dem ein HotPot mit unterschiedlichen Brühen steht. Wir wählen eine Curry-, eine scharfe und eine Irgendwasmitfrüchtenundblättern-Brühe. Dazu werden Lammfleisch und Fisch und verschiedene Blattsalate, Nudeln und Pilze und verschiedene andere Sachen, die ich nicht kenne serviert. Die Zutaten werden nach und nach in die Brühe geschmissen und jeder fischt sich dann mit den Stäbchen nach seinem Geschmack, was er möchte, taucht es in eine Erdnusssauce oder in eine scharfe Sauce, die uns Lin noch zusätzlich geordert hat. Wir trinken Bier dazu. Es ist ein richtiges Event und schmeckt hervorragend. Kevin sagt, sie würden hier oft essen. Wir freuen uns, dass wir Kevin und Lin haben. Alleine wären wir sicherlich nicht hier gelandet. Wir lassen uns für die 120 Y (das sind ca. 15€) eine Steuerquittung geben. 4 Personen essen und trinken hervorragend für ca.15€ und wer hat schon eine Steuerquittung aus China. Frau Kirchheim wird sich freuen.

Nun arbeiten wir uns durch die Etagen des Kaufhauses. Es ist einfach nicht zu beschreiben, welche Massen an Waren hier auf einem Platz angeboten werden. Auf allen Kaufhausetagen verkaufen Händler ihre Taschen, Shirts, Schuhe und alles was man sich denken kann aus kleinen, nur notdürftig voneinander getrennten Parzellen. Handeln ist unbedingt erwünscht. Lin ist ein absoluter Fachmann. Er feilscht, geht weg, kommt wieder und beschwatzt die Händler. Unsere T-Shirts kosten die Hälfte, Korbinians Flintstone-by-Adidas-Schuhe kosten 80  von ursprünglich 280 Yen und meine lila-tragische Tasche bekomme ich für die Hälfte. Es ist fast abends als wir das Kaufhaus verlassen. Ob wir in das nächste gehen wollen, fragt uns Kevin. Wir winken genervt ab, nach einem Kaufhaus hat man keine Lust auf ein zweites mehr, wir wollen uns irgendwohin setzen und Ruhe haben.

Wir fahren wieder in das Einkaufsviertel bei uns um die Ecke und setzen uns in eine kleine hübsche Bar. Die Caipi schmeckt ein wenig wie aufgeschäumtes Mundwasser, was uns natürlich nicht abhält, mehrere davon zu trinken. Man kann ja zwischendurch ein Bier bestellen, um den Geschmack zu ertragen. Zwischendurch gibt’s ne kleine Skyco mit den Kollegen in den Deutschland wegen der Cats. Toiletten gibt es keine, wir gehen halt die 100m weiter zur nächsten öffentlichen, wenn das Bedürfnis da ist. Mit zunehmender Nacht werden aber auch diese immer unbetretbarer. Chinesen sind schnell müde. Lin ist höflich und hält aber gut durch.

Die U-Bahn ist schon lange geschlossen als wir uns auf  den Heimweg machen, um den Bauarbeitern, die hier nachts Löcher in die Straße machen, die man morgens schon nicht mehr sieht, Gute Nacht zu sagen.

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