In einem Taxi nach Paris – oder so ähnlich!

In einem Taxi nach Paris - oder so ähnlich!Ich bin ein großer Fan von Sharing.  Vielleicht hat das auch etwas mit meiner Vergangenheit zu tun. Ich bin im Sozialismus aufgewachsen. Da gehört alles dem Volk :-). Besitz muss nicht immer sein, da man viele Dinge und Leistungen teilen kann. Man spart eigene Ressourcen und die anderer. Geteilte Freude ist doppelte Freude in weitestem Sinne also. Ich habe den Sparpreis bei der DB verpasst und 104 € für eine Strecke tun mir echt leid, wenn es bessere Alternativen gibt.

Nun sitze ich gerade in einem Auto auf dem Weg von Köln nach Leipzig. Vorgestern habe ich über die www.mitfahrgelegenhei­­­­t.de gebucht, angerufen und den letzten Platz bekommen. 

Lars, der Fahrer, ist pünktlich 9.25 Uhr da. Wir fahren von Deutz los. Man kann schlecht parken am Bahnhof zurzeit, weil an jeder Ecke gebaut wird. Lars hat den Kofferraum geöffnet und simuliert ein- und ausladen, ein Knöllchen ist ja auch nicht gerade das, womit man einen guten Tag beginnt.

Ich bin die erste, gleich nach mir kommen 2 Jungs mit, na sagen wir mal, Migrationshintergrund. Es ist 9:30 Uhr. Prima, denk ich, dann kommen wir ja pünktlich los.  Ich steige ins Auto und setze mich nach hinten, damit ich vielleicht etwas arbeiten oder lesen kann. Lars steigt ein und sagt etwas irritiert, sie (die Jungs) wollen erst mal noch etwas essen. Es ist halb zehn und wir wollen los. Er erzählt, dass er wegen der 2 Herren die A­­­­­­­­­­­bfahrtszeit sogar um eine halbe Stunde vorverlegt hat, weil die 2 spätestens 14 Uhr in Leipzig sein müssten. Er würde jetzt 5 Minuten warten und dann direkt starten. Egal, ob sie da sind oder nicht. In der nächsten halben Stunde klingelt das Telefon bestimmt 15 Mal. Die beiden werden es nun wohl nicht schaffen bis 14 Uhr in Leipzig zu sein.

Lars fährt schon seit 8 Jahren. Seine Frau wohnt in Leipzig und er arbeitet in Köln. So pendeln sie schon seit dieser Zeit wechselseitig und die Mitfahrer reduzieren den finanziellen Aufwand ein wenig. Er hat schon einige Sachen erlebt, aber dass Leute erst mal etwas essen gehen, obwohl die Abfahrtszeit bereits vorbei ist, ist auch ihm noch nicht passiert.

Er hatte schon einen Mann befördert, der blind war und wo ihm auf die Frage  * was er denn tun müsse, wenn der Blinde mal zur Toilette müsse, geantwortet wurde *der muss nicht*.

Er hat schon Kaninchen im Käfig gefahren und einmal hat man ihm 2 Kids im Alter von 4 und 5 Jahren ins Auto gesetzt. Seine Frau hatte freitags einen Passagier, dem plötzliche einfiel, dass ihm seine Geldbörse geklaut wurde und sie solle sich keine Sorgen machen, er würde ja am Sonntag bei der Rückfahrt dann beide Touren bezahlen. Leider musste der Beraubte dann nicht mehr zurück. Mitfahrer erzählen, dass sie erlebt haben, dass ein Mitfahrer am Zielort  aussteigt  und mitteilt, er hat kein Geld. Danke und tschüss. Solche Sachen passieren halt, aber die meisten Mitfahrer sind nett und interessant und bezahlen auch. Ich sage ihm, ich habe nix dagegen, wenn ein Fahrer noch vor Einstieg den vereinbarten Fahrpreis kassiert.

Ich finde es total cool, sitze auf dem Rücksitz eines sehr schönen Autos mit verdunkelten Scheiben, kann schreiben, lesen oder schlafen. Ich fühle mich wie Frau Merkel, Herr Winterkorn und Madonna in Personalunion oder wie in einem Taxi nach Paris. Vielleicht ein wenig besser noch. Leipzig ist für mich schöner als Paris und das Taxi dahin ist auch nicht so teuer.

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